Vom Luxus zum Unterstatement. Statussymbole sind in unserer Gesellschaft fest etabliert. Und so schmücken wir uns gerne mit den Dingen, die uns Anerkennung und Zugehörigkeit versprechen. Statussymbole sind eine Form der Demonstration, ein optisches Merkmal, das anderen einen Eindruck davon vermitteln soll, welchen Platz wir in der Gesellschaft einnehmen. Und nicht nur das! Mit Hilfe von Statussymbolen können wir ebenso vortäuschen, dass wir den Kriterien entsprechen und dazugehören. Solange wir die richtigen Symbole verwenden. Doch genauso, wie die Mode, unterliegen Statussymbole Veränderungen. Sie folgen Trends und so können wir beobachten, dass die Statussymbole von einst ihre Bedeutung verlieren und von einer neuen Generation abgelöst werden.
Inflation und Trends von Statussymbolen
Gerade am Beispiel der Mode zeigt sich die Vergänglichkeit von Statussymbolen. Ist es die Jeans einer besonderen Marke, die mir die Beliebtheit garantiert? Sind es die blinkenden Schuhe? Ist es das aus Naturbaumwolle hergestellte T-Shirt des neuen Ökö-Labels? Wer seine gesellschaftliche Zugehörigkeit gewährleisten möchte, muss folglich im Trend bleiben oder besser noch, wird zum Trendsetter, während die Masse versucht mitzuhalten.
Statussymbole und Sozialprestige
Statussymbole repräsentieren die unterschiedlichsten Eigenschaften. Dazu zählen, Reichtum, Macht, Bildung, Bekanntheit oder Beliebtheit. Welche Statussymbole wir wählen, ist abhängig davon, welche Wertschätzung wir einem bestimmten Status in der Gesellschaft beimessen, also was wir für erstrebenswert halten. Dies ist keinesfalls objektiv. Die Wahrnehmung verändert sich nicht nur über Raum und Zeit, sondern kann auch innerhalb einer Gesellschaft von Schicht zu Schicht oder Altersklassen variieren. So messen Großvater und Enkel wahrscheinlich nicht dem selben Status oder den gleichen Dingen große Wertschätzung bei. Und was dem einem die Mitgliedschaft im Golfclub ist, mag für den anderen der Besitz des neuesten Smartphones sein.
Von Zeptern und Stoffen
Im Unterschied zur modernen Gesellschaft, in der sich die meisten Statussymbole auf materielle Güter beschränken, waren Statussymbole früher nur dann überhaupt „erwerblich“, wenn man einem bestimmten Status bereits hatte. Dazu gehörten der Monarch und sein Zepter oder das Tragen eines Titels im Namen. Auch waren bestimmte Farben und Stoffe der Kleidung nur den oberen Schichten vorbehalten. Insofern ist der Zugang zu den meisten Statussymbolen heute deutlich einfacher. In der Regel lassen sich die meisten Statussymbole mit ausreichend Geld käuflich erwerben.
Klassiker der Statussymbole
In den letzten Jahrzehnten war es eben gerade das Geld, viel Geld, welches als Schlüsselelement für den Erwerb der „richtigen“ und begehrten Statussymbole galt. Statussymbole waren gleichgesetzt mit Luxusgütern: Teuer, auffällig, und im Zweifelsfall mit der nötigen Extraausstattung. Diamantenbesetzte Zeitmesser, Seidenschals eines Luxuslabels, Kroko-Handtasche mit passendem Reiseaccessoires, Yachten, Autos, Villen, Clubmitgliedschaften und vieles mehr – die Klassiker der Statussymbole zeigen vor allem, wer es sich leisten kann und wer nicht.
Gesund, nachhaltig und voller Technik
Mittlerweile können wir feststellen, dass hier ein Umdenken geschieht. Die neuen Statussymbole sind andere. Studien weisen beispielsweise darauf hin, wie sich die Bedürfnisse von Jugendlichen diesbezüglich geändert haben. Das Fahrrad hat so für manche mehr Symbolkraft, denn es repräsentiert, anders als die Limousine, einen Lebensstil, der umweltfreundlicher, nachhaltiger und gesundheitsbewusster ist. Die neuen Schlagwörter sind „Vintage“ und „recyclebar“. Für viele Konsumenten ist es nun wichtiger, dass eine Marke eine „Consciousness“, also ein Bewusstsein dafür besitzt, „fair“ und „clean“ zu produzieren, als Wohlstand zu repräsentieren. Daneben hat der Bereich Technik, die Digitalisierung, Vernetzung und der kompetente Umgang mit neuen Medien, einen besonders hohen Stellenwert. Damit verbunden, ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt. Sich seinen Arbeitsort aussuchen zu können oder einfach nur mehr Zeit zu haben, wird zum neuen Luxus und verdrängt den Besitz von klassischen Luxusgütern. Doch ist es wirklich so einfach?
Zukunft ohne Luxus?
In einem TV-Spot bewarb ein Automobilhersteller sein Produkt mit dem Slogan: „Das Statussymbol für alle, die kein Statussymbol brauchen!“ In gewisser Weise trifft dies auf die neue Generation von Statussymbolen zu. Sie sind dezenter geworden und tragen nicht mehr so auf, wie die funkelnden Klassiker der Statussymbole. Sie folgen einem Understatement, bei dem der Inhalt wichtiger wird, als der äußere Schein. Reichtum ist nicht mehr die oberste Maxime, sondern ein achtsamer und bewusster Lifestyle. Wenn wir genauer hinsehen, ist auch dies mitunter ein teures Unterfangen. Denn wer mit Tablet, Smartphone und Bioprodukten seinen Status entsprechend aussagekräftig symbolisieren möchte, muss es sich durchaus etwas kosten lassen. Es ist also fragwürdig, ob wir uns vom Luxus tatsächlich verabschiedet haben.