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„10 Kugeln Schoko-Eis bitte!“ – Taschengeld-Grundregeln für Eltern und Familien

Das erste eigene Geld: Taschengeld macht Kinder stolz und schenkt ihnen Entscheidungsfreiheit rund um ihre Wünsche. Zugleich bietet es Konfliktpotential. Was darf vom Taschengeld gekauft werden, was auf gar keinen Fall? Darf man damit machen, was man will? Es gibt einen guten Grund, Kindern Taschengeld zu gewähren: Denn mit Geld ist es, wie mit vielen anderen Dingen auch – wenn wir wollen, dass unsere Kinder damit umgehen können, sollten wir ihnen den Umgang damit gewähren. Taschengeld bietet nämlich nicht nur die Gelegenheit zur Erfüllung kleiner Wünsche, sondern auch vielfältige Lerngelegenheiten. Nicht zuletzt wird das Thema „Geld“ aus der Tabuzone geholt und mit alltagspraktischem Wissen verknüpft: ein erster Schritt auf einem Weg in die finanziell selbstbestimmte Zukunft! Wie das „Lernen mit Taschengeld“ gelingt, welche Dos und Don’ts sich bewährt haben, stellen wir hier vor. 

Die Dos  

  1. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind einen festen, altersgemäßen Betrag.
  2. Seien Sie ein verlässlicher Partner und zahlen Sie das Taschengeld stets eigeninitiativ zum vereinbarten Wochentag. 
  3. Setzen Sie Rahmenbedingungen zur Verwendung: Gibt es Dinge, deren Kauf vom Taschengeld abgedeckt sein soll? 
  4. Taschengeld ist grundsätzlich zur freien Verfügung. Geben Sie Anregungen oder Hilfestellungen, entscheiden darf Ihr Kind jedoch selbst – ohne Bewertung seiner Kaufentscheidung. 
  5. Bedingungslosigkeit: (Regelmäßiges) Taschengeld sollte nicht von der Mitarbeit im Haushalt oder anderen Aufgaben abhängig gemacht werden. 
  6. „Nicht unter Druck setzen“: Das gilt in beide Richtungen. Kinder und Eltern halten sich an die vereinbarten Regeln rund um das Taschengeld. 
  7. Das Taschengeld reicht nicht für bestimmte Wünsche? Analysieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, wie sich das Problem lösen lässt. Kann das Geld gespart oder besser eingeteilt werden? Ist ein Zusatzverdienst möglich? 
  8. Gewähren Sie keine Vorschüsse oder Nachbesserungen. Zu schnell ausgegebenes Geld bietet die Chance, das eigene Kauf- oder Sparverhalten zu reflektieren und eine Strategie für den vorausschauenden Umgang mit Geld entwickeln. 
  9. Aus der Tabuzone holen: Machen Sie Geld in Ihrer Familie zum Thema! Besprechen Sie zum Beispiel die Relation des Taschengeldes zu den Einkünften der Familie. Woher kommt das Geld? Wofür geben Sie noch tagtäglich Geld aus? Setzen Sie Geld spielerisch ins Verhältnis zu den Einkünften und notwendigen Ausgaben einer Familie. 

Die Don’ts

  1. Taschengeld ist kein Erziehungsmittel: Es sollte nicht zur Belohnung oder Bestrafung eingesetzt werden, sondern wertfrei bleiben. 
  2. Gesundheit: Sollten Sie sich Sorgen um die Gesundheit Ihres Kindes machen, weil es beispielsweise nur Süßigkeiten kauft, suchen Sie das Gespräch! 
  3. Fairness und Moral: Sollte das Taschengeld zum Druckmittel werden, zur Bestechung oder Erpressung eingesetzt werden, schreiten Sie ein! 
  4. Verbotene und gefährliche Artikel: Für Produkte wie Alkohol, Zigaretten etc. gilt ein klares Kaufverbot – also eine Ausnahme von der „freien Verwendbarkeit“. 
  5. Internet: Gewähren Sie Ihrem Kind keine Möglichkeit des Online-Shoppings. Virtuelles Geld ist ungreifbar und ungleich leichter ausgegeben als Geld in der Geldbörse. 
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Statussymbole und die Suche nach Anerkennung

“Mein Haus, mein Auto, mein Boot!” – so kokett wurde vor ein paar Jahren in einem TV-Spot für Geldanlagen geworben. Die Werbung verpackte mit charmantem Witz ein Gefühl, das wohl vielen bekannt vorkommt, (auch wenn es nicht unbedingt die eigene Yacht sein muss): das Bedürfnis, etwas vorweisen zu können, etwas erreicht zu haben, “jemand” zu sein. Dieser Wunsch schlummert wohl in jedem von uns. Doch was bedeutet das eigentlich? Und wieso legen wir in unserer Gesellschaft solchen Wert auf Statussymbole? 

Statussymbole und Gesellschaft

Die “Gesellschaft” ist nicht einfach eine homogene Masse, sondern sie ist durch viele Regeln, Kategorien und Klassifizierungen geprägt – sozusagen in „Schubladen“ geordnet. Auf diese Schubladen ist die Gesellschaft auch durchaus angewiesen, denn in der Interaktion mit anderen Menschen brauchen wir einen Orientierungsrahmen. Und so dienen Muster dazu, uns (unbewusst) einer Gruppe zuzuordnen: wie wir uns in der Gruppe verhalten, wie wir unsere sozialen Interaktionen oder auch unser Aussehen gestalten. Und auch in der Ausdrucksweise ordnen wir uns (absichtsvoll oder unbewusst) bestimmten Milieus zu. 

Die Wertigkeit von Merkmalen

Wie in einer Gesellschaft bestimmte Merkmale, etwa Bildung, bewertet werden und welche als erstrebenswert gelten, ist abhängig von den Werten, die eine Gesellschaft für sich definiert hat. Diese Merkmale oder auch Statuskriterien reichen von Alter, Geschlecht und Herkunft bis zu Bildung, Beruf, Besitz, Macht oder auch persönlichen Eigenschaften. Sehen wir bei Menschen, die
älter sind, einen größeren Erfahrungsschatz und Wissen, die wir als wertvoll erachten? Ist ein Doktortitel respektabler als ein Hauptschulabschluss? Genießt ein Arzt mehr Ansehen als ein Busfahrer, der Kinder sicher von der Schule nach Hause bringt? Wie bewerten wir die Kleidung eines Menschen? Ist die glamouröse Birkin Bag wertvoller als die Jutetasche des Ökoladens um die Ecke? 

Gesellschaft misst jedem dieser Merkmale einen Wert zu. Dieser Wert steht durchaus nicht fest, er kann sich im Laufe der Zeit verändern oder regional unterscheiden. Nehmen wir beispielsweise die Figur einer Frau. Üppige Rundungen galten für Rubens als Schönheitsideal und Ausdruck von Reichtum. Mit einer sich verändernden Gesellschaft wandelte sich auch dies im Lauf der Zeit und die Rubensfigur wurde durch eine Size Zero-Figur abgelöst. Dagegen gilt in Mauretanien auch heute noch weibliche Körperfülle als Statussymbol. Und während es in individualistischen Gesellschaften zählt, sich (mit Hilfe von Statussymbolen) möglichst von anderen abzuheben, werten andere Gesellschaft gerade das Einordnen in eine homogene Gruppe als erstrebenswert. Je nachdem, in welchem sozialen Kontext, in welcher Gesellschaft wir uns also befinden, gelten unterschiedliche Sets von Statuskriterien. 

Die Rolle der Gruppe

Der soziale Kontext oder eben die Gruppe ist dabei ein entscheidendes Element. Denn erst im Miteinander entfalten diese Merkmale ihre volle Wirkung. Einschätzung und Bewertung im Kollektiv setzen den Maßstab dafür, was Anerkennung verdient und wichtig ist. Wären wir alleine auf dieser Welt, wäre es dagegen völlig unerheblich, ob wir reich, gebildet, mächtig wären oder „aus gutem Hause“ kämen. Erst im Vergleich mit anderen gibt es auch ein “besser” und “schlechter”. Nur in der Gruppe entsteht eine Hierarchie, in der jeder Einzelne eine bestimmte Position einnimmt. Und nicht nur das: Mit einem bestimmten Status ist auch die Erwartung an ein bestimmtes Verhalten verbunden. 

Die Funktion von Statussymbolen

Warum streben Menschen überhaupt danach, eine bestimmte Rolle auszufüllen, ihr zu entsprechen? Ganz einfach: Dahinter steht das natürliche Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung. Der Soziologe William I. Thomas beispielsweise zählt die Anerkennung zu den grundlegenden Wünschen jedes Menschen. So ist es nachvollziehbar, dass wir uns diesen Wunsch zu erfüllen versuchen, indem wir den Erwartungen an unsere Rolle entsprechen. Statussymbole haben hier eine wichtige Funktion. Das schnelle Auto, das große Haus oder der Doktortitel haben symbolische Wirkung. Mit ihrer Hilfe demonstrieren wir, welchen Status wir in einer Gesellschaft einnehmen. So wird es für andere leichter, uns zu bewerten und einzuschätzen. Doch im Vergleich mit anderen haben sie noch eine weitere Funktion: Sie spiegeln nämlich nicht nur wider, welchen Status wir innehaben, sondern auch, welchen wir gerne hätten – zu welcher Gruppe wir gerne gehören oder in welchen Kreisen wir gerne verkehren würden. Menschen sind bestrebt, sich nach außen möglichst gut darzustellen, denn wer möchte schon gerne das Schlusslicht sein? Und so schmücken wir uns mit den Statussymbolen, die in unserer Gesellschaft als besonders wertvoll gelten. Anders formuliert: Wir erhoffen uns davon hohes Ansehen. Manchmal bedeutet dies, dass wir unser letztes Geld zusammenkratzen, um vor der Tür den schönen Wagen zu stellen – oder mit dem neuesten Handy zu beeindrucken. Die Belohnung ist die Anerkennung und Wertschätzung durch das Umfeld, dem wir uns als erfolgreich, glücklich oder zumindest ebenbürtig darstellen.   

Diese Mechanismen zu reflektieren ist der erste Schritt, um nicht nur für sich selbst selbstbewusstere und unabhängige Konsumentscheidungen zu treffen, sondern auch, dies den Kindern vorzuleben – sei es im Unterricht oder zuhause. Was schon für Erwachsene nicht einfach ist, stellt für Kinder eine umso größere Herausforderung dar. Bleiben Sie in Kontakt mit den Kindern – und im Gespräch! Damit Selbstwertgefühl und Statussymbole nicht voneinander abhängen. 

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Das muss ich haben! – Statussymbole und Selbstwert bei Kindern

“Das muss ich unbedingt haben! Meine Freunde haben auch alle eines.” Früher oder später haben die meisten Eltern das schon einmal von ihren Kindern gehört – Sie sicher auch! Diese Sehnsucht nach dem neuesten Smartphone, den tollsten Sneakern oder der schönsten Barbie (natürlich mit dem dazugehörigen Haus und der Extra-Ausstattung!): Früher oder später wird jedes Kind damit konfrontiert. Denn die anderen bekommen es schließlich auch, oder? Der Vergleich durch Statussymbole, die beinahe überlebenswichtig scheinen, ist nicht erst ein Merkmal des Erwachsenwerdens. Schon Kindern kennen Statussymbole.  

Im Trend liegen

Auch wenn sich die Objekte der Begierde mit dem Alter verändern, so sind Kinder doch keineswegs davor gefeit, gängige Statussymbole zu erkennen und ihren Besitz anzustreben. Dahinter steht das menschliche Bedürfnis nach Anerkennung. Kinder wollen von ihrem Umfeld, von Freund:innen und Schulkamerad:innen akzeptiert werden. Statussymbole sind in der heutigen Konsumgesellschaft ein allgemein akzeptiertes Hilfsmittel, um Anerkennung zu erhalten. Mit Trends und Marken zeigt man anderen, dass man dazugehört: Denn nichts wäre schlimmer als Ausgrenzung, oder? Doch Statussymbole haben ein Verfallsdatum. Weil es sich bei ihnen heutzutage hauptsächlich um materielle Güter handelt, kann der Trend von heute morgen schon vorbei sein. Und so etabliert sich schnell ein Wettlauf, denn kein Trend, keine Mode hält sich besonders lange. Nachdem die Spielwaren-Kollektion vervollständigt ist, folgen Spielekonsole, Handy, neueste Rucksäcke und Kleidung, und alle werden in der nächsten Saison von einem neuen Modell abgelöst. Das wiederum ist von den Herstellern gewollt, denn so werden aus Käufer:innen dauerhafte Kund:innen. Und: Den Kreislauf der ständig neuen Konsumbedürfnisse zu durchbrechen fällt selbst Erwachsenen schwer – obwohl sie die Mechanismen häufig kennen! 

Statussymbole und Konsum

Die Fokussierung auf Statussymbole kann schnell negative Auswirkungen haben. Zum einen sind besonders Familien mit geringeren finanziellen Mitteln betroffen. Denn um mithalten zu können, braucht man Geld! Schnell fühlt ein Kind sich abgehängt, wenn die Eltern nicht die teuren Sneakers bezahlen können oder wollen, die der/die Klassenkamerad:in hat. Wer sich jeden Traum erfüllen und jedem Trend folgen will, läuft Gefahr, über die eigenen Verhältnisse zu leben. Zum anderen wird mit dem Erwerb von Statussymbolen häufig kompensiert, was durch Konsum nur kurzfristig zu erlangen ist: ein Upgrade auf den eigenen Selbstwert. Statussymbole vermitteln nicht nur anderen, dass man wertvoll ist, sie bekräftigen diesen Wert auch für das eigene Ich. Dies betonen besonders Studien zu Armutsfolgen bei Kindern (Claudia Laubstein, Gerda Holz, Nadine Seddig: ”Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche – Erkenntnisse aus empirischen Studien in Deutschland“; 2016): So stifte Konsum Teilhabe sowie subjektiven Lebenssinn und würde Familien und damit auch Kinder dazu dienen, den eigenen Status zu demonstrieren und Selbstwert zu schöpfen. Werbung fördert ein reges Konsumverhalten und suggeriert den Konsument:innen – also auch Kindern – was neu, angesagt, noch besser und schöner ist. Doch nicht nur das – Werbung transportiert auch Werte unserer Gesellschaft. Sie zeigt uns, was es scheinbar braucht, um glücklich, zufrieden und erfolgreich zu sein. Und so können schon Frühstückscerealien Erstaunliches bewirken.  

Kinder unter Druck

Zwar sind Kinder in Armut ungleich schwerer betroffen, doch Wohlstand bewahrt nicht davor, die Welt nach Besitz, Aussehen und Ansehen zu bewerten und sich selbst danach bewerten zu lassen. Für Kinder kann dies einen enormen Druck bedeuten, der im Extremfall bis zum Mobbing geht. Ebenso kann es für Eltern zur Belastung werden, ständig hin und her gerissen zu sein: Da ist einerseits der Wunsch, das Kind zu unterstützen und seine Wünsche zu erfüllen. Und andererseits die Frage, ob man jedem Begehren und Kaufwunsch sofort nachgeben muss – oder das überhaupt kann!  

Bewusst handeln

Doch es gibt auch eine gute Nachricht. Zwar haben Statussymbole einen festen Platz in unserer Gesellschaft, aber Kinder können lernen, damit umzugehen. Das gesamte Umfeld eines Kindes kann dabei unterstützend wirken. Erwachsene, insbesondere Eltern, fungieren als Vorbilder, deren Handeln, Weltanschauungen und eigene Wünsche von Kindern wahrgenommen, interpretiert und übernommen werden. Neben den Dingen, die Kinder aktiv lernen, geschieht diese Wahrnehmung meist unbewusst.  

Kinder brauchen die Möglichkeit, sich intensiv mit ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Dazu gehört, dass sie diese genauer zu bestimmen und auch zu hinterfragen lernen. So lassen sich Motive und Auslöser identifizieren, die zur Entstehung eines Wunsches führen. Denn hinter Konsumwünschen steckt nicht selten das Bedürfnis nach Anerkennung oder Zuneigung. Nebenbei erfahren Kinder so, was der Unterschied zwischen Grundbedürfnissen wie Liebe, Geborgenheit und Gesundheit und Konsumwünschen ist.  

Bedürfnisse hinter dem Konsum

Warum wünsche ich mir dieses Produkt? Was steckt hinter meinem Wunsch? Wie macht Werbung mir das Produkt schmackhaft? Und kann und will ich mir dieses Produkt überhaupt leisten? Um ein reflektiertes und selbstbestimmtes Konsumverhalten bei Kindern anzuregen, können Sie sie in vielerlei Hinsicht unterstützen – auch zuhause! So ist es wichtig, Kinder über Strategien und Taktiken von Werbung aufzuklären. Grundkompetenzen rund um einen klugen und verantwortungsvollen Umgang mit Geld helfen Kindern außerdem, die Preise für besonders “gehypte” Produkte einzuschätzen. Ein weiterer, noch bedeutenderer Aspekt ist es, dass Kinder im Alltag erfahren und erleben, dass ihr eigener Wert und die Wertschätzung anderer nicht von Besitz abhängig ist. Dazu gehört ein guter Umgang miteinander, der auf Respekt, Toleranz und Empathie basiert. Situationen, in denen sozialer Druck und Konflikte für Kinder entstehen, müssen aufgegriffen und mögliche Lösungsstrategien entwickelt werden. Hier können Eltern aktiv Situationen benennen, die ihnen aufgefallen sind und mit ihrem Kind besprechen, wie es sich in der Situation gefühlt hat. Ebenso sollten Fähigkeiten und Talente von Kindern hervorgehoben und gefördert werden, die den Fokus von Äußerlichkeiten abwenden. Dies kann in der Schule und zu Hause im Alltag gleichermaßen geschehen.  

Durch das Umfeld lernen: Vorbild sein

Erwachsene können den Lernprozess der Kinder positiv anregen und begleiten, indem sie ihre eigenen Bedürfnisse und Verhaltensmuster, gerade in Bezug auf Konsum, ergründen und reflektieren. Die Sensibilisierung für die Problematik und ein Umdenken in der Bewertung von Statussymbolen erzielen Eltern am besten dadurch, dass sie zuerst bei sich selbst genauer hinsehen und sich klarmachen: Welche Werte wollen wir an die nächste Generation weitergeben? Im Alltag miteinander erfahren Kinder so ganz automatisch, welche Werte für ihre Eltern zählen – und dass ihr eigener Wert nicht von Statussymbolen abhängt. 

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Tipps für den Alltag – Finanzplanung und Einkauf

Ein Einkauf will wohlüberlegt sein. Eine gute Planung erspart es, später verdorbene Lebensmittel wegwerfen zu müssen und spart damit nicht nur Geld, sondern verknüpft auch die Finanzplanung im Alltag mit dem Thema “Lebensmittelwertschätzung”. 

Am Beginn stehen einige Fragen, die man mit etwas Übung jedes Mal routinierter beantworten kann: Wie viel kaufe ich am besten ein, so dass ich am Ende keine Lebensmittel und damit kein bares Geld wegwerfen muss? Wieviel von diesem Lebensmittel benötigen wir wirklich – und wieviel können wir verbrauchen, bevor es verdirbt? Welches Produkt ist am preiswertesten? In welchem Supermarkt gibt es die besten Angebote?  

Die Lösung auf die Fragen: ein Plan, der vor dem Einkauf festlegt, was man braucht. Ein solcher Plan hilft auch dabei, dem gesetzten Budget entsprechend einzukaufen. Damit Kinder früh sowohl in die Finanzplanung als auch in den Einkauf von Lebensmitteln miteingebunden werden, möchten wir ein paar Anregungen geben: Der Einkauf von Lebensmitteln ist eine alltägliche Aufgabe, mit der Kinder in die Finanzplanung eingeführt werden können.  

Dabei lernen sie nicht nur ganz konkret, Preise zu unterscheiden und den Lebensmittelbedarf einzuschätzen. Beim Planen erfahren Kinder auch, was es heißt, wichtige Entscheidungen zu treffen und verschiedene Aspekte miteinander abzuwägen. Kinder entwickeln dadurch ein Gefühl für Lebenshaltungskosten genauso wie für die finanzielle Situation der eigenen Familie.  

Entsprechend dem Alter des Kindes sollte auf den bestehenden Fähigkeiten und dem bereits Gelernten aufgebaut werden. Ziel ist, Kinder konstruktiv an den Umgang mit Geld heranzuführen. Das gelingt über die Verknüpfung mit einem alltäglichen und vertrauten Thema: Denn die Lebensmittel, die wir täglich essen, sind im Laden mit einem konkreten Wert verknüpft. Über die Planung entwickeln Kinder auch ein Gefühl für die Lebensmittel, die sie täglich essen. Mit einer altersgerechten Herangehensweise wird das Thema Geld so nicht zu einem angstbesetzten, sondern einem alltagspraktischen Thema und Kinder lernen, dass Finanzen mit einem Plan besser gehandhabt werden können.  

Der erste wichtige Aspekt ist die offene Kommunikation des Einkaufsplanes. Ein guter Start ist, Kindern das Planen des Einkaufes und Schreiben des Einkaufszettels näher zu bringen. Gemeinsam entscheidet man, was gebraucht wird und was nicht. Sie können im eigenen Kühlschrank nachschauen und überlegen, was noch fehlt. Hilfreich ist auch, zu erläutern, warum man sich für bestimmte Produkte, wie eine große Familienpackung, entscheidet.  

Nach der offenen Kommunikation kann bereits Verantwortung übergeben werden. Ein guter Schritt hierbei ist, Kinder den Einkaufszettel für den nächsten Einkauf schreiben und die Kosten schätzen zu lassen. Anschließend geht man gemeinsam zum Einkaufen. 

Im Supermarkt nimmt man sich dann die Zeit und schaut sich gemeinsam Produkte und ihre Preise an. Damit Kinder ein Gespür für Produkte und Preise bekommen, helfen Fragen, wie: “Was steht wo im Regal?”, “Warum kosten ähnliche Produkte unterschiedlich viel?” oder “Warum entscheiden wir uns für das Produkt einer bestimmten Marke?”.  

Nachdem bereits erkannt wurde, dass ähnliche Produkte in einem Supermarkt unterschiedlich viel kosten, ist es auch hilfreich, Kinder in verschiedenen Supermärkten die Preise identischer Produkte miteinander vergleichen zu lassen. Hierbei kann überlegt werden, wieso das gleiche Produkt in einem Supermarkt mehr kostet als in einem anderen.  

Wenn Kinder schon früh in den gesamten Prozess der Finanzplanung bei einem Einkauf mit eingebunden werden, erhalten sie ein umfassendes Verständnis für den Umgang mit den eigenen finanziellen Möglichkeiten. Kinder am Einkauf und der Auswahl der Produkte teilhaben zu lassen, hilft ebenfalls dabei, ihnen ein respektvolles Verständnis für die Lebensmittel zu geben, die sie täglich essen. Das Einbeziehen der Kinder in den Entscheidungsprozess vor und beim Einkauf sorgt außerdem dafür, dass sie schon früh lernen, Teil einer Entscheidung zu sein. 

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Wenn der Familientisch zum Klassenzimmer und Büro wird

Studie des ifo Instituts zu Bildung in der Coronakrise 

Eine aktuelle Studie des ifo Instituts kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Zeit, die Kinder täglich mit schulischen Aufgaben beschäftigen, während des Homeschoolings in der Pandemie etwa halbiert hat. Sie sank im Durchschnitt von 7,4 auf 3,6 Stunden pro Tag. Für seine Umfrage im Juni 2020 hat das ifo Institut 1.099 Eltern in Deutschland befragt. Nicht nur die Zeit schulischer Beschäftigung ist laut der Umfrage gesunken: Es zeichnete sich auch ab, dass diese Zeit ungleich verteilt ist. So verbrachten manche Schüler:innen nur zwei Stunden, andere wiederum vier Stunden täglich mit schulischen Themen. 

Auf Basis der elterlichen Einschätzungen ist davon auszugehen, dass Kinder während der Schulschließungen tendenziell weniger lernten (als bei geöffneten Schulen), während sie zugleich mehr Unterstützung durch ihre Eltern benötigten oder erfuhren. Die Zeit, die zur Bewältigung schulischer Aufgaben zuhause gemeinsam verbracht wurde, führte laut 28 Prozent der befragten Eltern zu häufigeren Streits. Die Zeit, die während Corona weniger mit schulischen Themen verbracht wurde, füllten eher leistungsschwächere Kinder mit passiven Aktivitäten wie Medienkonsum. Die Ergebnisse rund um das Homeschooling wurden aus der Umfrage zum ifo Bildungsbarometer ausgekoppelt (das im September erscheint).  

Das ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. betreibt empirische wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschung und stellt Daten, Informationen und Forschungsergebnisse auf wirtschaftswissenschaftlichem und wirtschaftspolitischem Sektor vor. Das ifo Institut arbeitet mit innerdeutschen sowie Universitäten im Ausland zusammen. Das ifo Bildungsbarometer erscheint auf Basis einer jährlichen Umfrage. 2020 befragte man 10.000 Personen (https://www.ifo.de/umfrage/ifo-bildungsbarometer).

Waren die Chancen von Schüler:innen schon vor der Pandemie ungleich verteilt, so schlägt sich diese Situation auch in der Pandemie nieder. Die Gründe dafür sind vielfältig. Während in manchen Haushalten die Eltern Zeit, Ressourcen, Wissen und Medien zur Verfügung haben, um ihre Kinder zu unterstützen, erfahren Kinder in prekären Lebenssituationen unter Umständen weniger Unterstützung, weil das Elternhaus diese schlicht nicht leisten kann. Hinzu kommt, dass auch die Möglichkeiten der Schulen unterschiedlich sind. Laut ifo-Studie gibt es große Unterschiede, wie etwa im Umfang des angebotenen, gemeinsamen Online-Unterrichts.  

 Kinder in der Pandemie und insbesondere auch im Homeschooling zu begleiten und zu unterstützen ist eine wichtige Aufgabe der Eltern. Auch der Kontakt zu den Lehrkräften und Mitschüler:innen, etwa durch virtuelle Begegnungen, ist elementar, um Struktur zu schaffen und vertraute Kontakte zu bewahren. Denn wenn der Schulalltag nach Hause verlagert wird, fehlen nicht nur Unterricht, Sport, Kunst oder Musik und der Kontakt zu Lehrer:innen und Mitschüler:innen – auch Freundschaften, die in der Ganztagsschule, in der Mittagesbetreuung oder im Hort entstanden sind, sind der Distanz unterworfen. Gleichzeitig finden sich auch Eltern in neuen Rollen wieder und sind mehrfacher Belastung ausgesetzt: etwa durch die Begleitung des Homeschoolings, während gleichzeitig Homeoffice ausgeübt werden muss und jüngere Kinder daheim betreut werden sollen.  

Familien mit verschiedenen Voraussetzungen und räumlichen Ressourcen zu unterstützen, ihnen Hilfen und Ideen mit auf den Weg zu geben, wie ein entspannteres Miteinander mit unterschiedlichen Bedürfnissen gelingen kann, ist besonders in der Coronakrise wichtig. Dabei geht es nicht nur darum, schulische Leistungen unter veränderten Bedingungen abzurufen, sondern auch darum, Kindern Sicherheit und Regelmäßigkeit zu geben, Druck abzubauen und Gefühle ernst zu nehmen. Denn die Coronakrise stellt Erwachsene und Kinder gleichermaßen vor neue Herausforderungen und Ängste. Kinder, die empathisch und sorgsam begleitet werden, entwickeln leichter Strategien, auch mit Unvorhersehbarem zurecht zu kommen und in der neuen Situation Fuß zu fassen. Das können Tipps für eine gute Lernumgebung zuhause, Ideen für abwechslungsreiche Bewegungsspiele, kreative Alternativen zu wachsendem Medienkonsum, aber auch Hilfen zur Entspannung des verdichteten Familienalltags sein. Damit Schüler:innen mit unterschiedlichen Voraussetzungen jetzt, aber auch später ein stabiles Selbstwertgefühl entwickeln und ihre Chancen und Möglichkeiten wahrnehmen und umsetzen können. 

 

Quelle: Auf den Seiten des ifo Instituts kann der zur Studie zugehörige Artikel “Bildung in der Coronakrise: Wie haben die Schulkinder die Zeit der Schulschließungen verbracht, und welche Bildungsmaßnahmen befürworten die Deutschen?” nachgelesen werden: https://www.ifo.de/publikationen/2020/aufsatz-zeitschrift/bildung-der-coronakrise-wie-haben-die-schulkinder-die-zeit.

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Der Rhythmus des Familienalltags – Kinder stützen, wenn die Schule schließt 

WERTE ALS ORIENTIERUNGSHILFE 

Wenn die Schule schließt, fehlt so viel mehr als Unterricht: Kontakte zu Mitschüler:innen, Lehrkräften, Freund:innen, Regelmäßigkeit, Sport und Musik – generell das Miteinander in der Gruppe. Die aktuelle Krise verlangt Familien und Schulen viel ab. Je besser ein Kind zuhause unterstützt werden kann, umso besser kommt es auch mit der aktuell veränderten Schulsituation zurecht. Eine aktuelle Studie des ifo Zentrum für Bildungsökonomik zeigt, dass die veränderte Lernsituation im Lockdown zahlreiche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche hat – und dass unterschiedliche Voraussetzungen in puncto Bildung auch in der Corona-Krise zum Tragen kommen.   

In Krisenzeiten können wir vor lauter Ungewissheiten manchmal die Orientierung verlieren und Ängste entwickeln. Bestes Beispiel dafür: die Corona-Pandemie. Jeder Tag bringt neue Prognosen, nichts scheint kalkulierbar – wir verlieren unseren Takt. Dabei brauchen wir doch eine gewisse Struktur. Struktur hilft uns dabei, selbstständig zurechtzukommen, frei zu leben und zu entscheiden. Ohne Struktur verlieren wir uns unter Umständen und werden antriebslos. Struktur ist also wichtig für unsere Orientierung – und für die unserer Kinder. Doch Kinder haben Schwierigkeiten damit, sich selbst Strukturen zu geben. Sie brauchen eine Struktur von außen, die ihnen Sicherheit gibt. Werte können eine solche Struktur geben. Deshalb sind Wertevermittlung und das Stärken von Kindern gerade in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie so wichtig. Werte helfen bei der Orientierung, sie dienen als Kompass.  

Die Zahl der Kinder mit psychischen Auffälligkeiten und Krankheiten hat sich während der Pandemie erhöht. Immer mehr Kinder fühlen sich belastet und können mit der Situation schlecht umgehen. Auch manche Erwachsene kommen selbst schwer mit der Situation zurecht, sind gestresst und überfordert. Kinder spüren das. Wenn die von außen gegebenen Strukturen wie der Alltag in Schule und Kindergarten wegfallen, müssen innerhalb der Familie neue Strukturen gefunden werden. Denn nicht nur für Kinder fällt Gewohntes weg: Auch der Arbeitsalltag der Eltern hat sich gewandelt. Home-Office, Homeschooling und Freizeit wollen unter einen Hut gebracht werden, während zahlreiche Angebote, Strukturen und Kontakte weggefallen sind. Angesichts der Herausforderungen zuhause kann die Kommunikation leiden. Nun gilt es, sich mit den Kindern über äußere Ereignisse auseinander zu setzen, ihre Emotionen wahr- und ernst zu nehmen und den Kindern Strukturen zu geben, die ihnen Sicherheit angesichts der Unsicherheit liefern. Und zu vermitteln: Du darfst traurig sein. Du darfst negative Gefühle haben. Ich helfe dir, gemeinsam schaffen wir es. 

In Krisen zeigt sich, wer gut mit Unsicherheiten zurechtkommt und wer nicht. Im besten Fall erwächst aus einer Krise Resilienz – jedoch gelingt das nicht immer von alleine. Stabilität und Orientierung sind wichtige Parameter, um sich einer Krise nicht hilflos ausgeliefert zu fühlen. Resilienz braucht also Unterstützung, um aufrechterhalten oder entwickelt zu werden. Kinder, die gute Werkzeuge haben, mit herausfordernden und manchmal angsteinflößenden Situationen umzugehen, kommen besser durch die Krise. Deshalb sind Werte, die die Selbstsicherheit und Resilienz von Kindern stärken, gerade in diesen Zeiten wichtig. Eltern können dazu beitragen, einen Rahmen zu schaffen, in dem Resilienz gelingen und gedeihen kann. 

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Corona-Krise belastet Kinder mehr als gedacht!

Wie wir Kinder unterstützen – jetzt und in Zukunft.

Es ist nicht von der Hand zu weisen: Kinder leiden deutlich unter der Corona-Pandemie. Und wie immer trifft es die am härtesten, die es schon ohne Krise schwer hatten. Das bestätigen neueste Studien. Die Frage ist: Wie gehen wir damit um? Wie federn wir krisenbedingte Belastungen ab und wie können wir langfristig präventiv wirken? Lernen wir aus Corona?

Kinder leiden psychisch

Es war zu erwarten, dass eine Krise wie die Corona-Krise ihre Spuren hinterlässt – in Politik, Wirtschaft und Privatleben. Wie sehr das Leben der Kinder davon betroffen sein würde, war bisher aber noch unklar. In der bundesweiten COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) ging man dem auf den Grund und untersuchte die Effekte der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern. Das Ergebnis war überraschend, denn man hatte nicht damit gerechnet, dass sich der Anstieg psychischer Belastungen bei Kindern so eindeutig zeigen würde. 71 Prozent der Kinder gaben an, unter der Corona-Krise emotional und seelisch zu leiden. Zwei Drittel der Kinder sahen dadurch ihre Lebensqualität eingeschränkt. Im Vergleich zu vorher hat sich seit der Pandemie das Risiko für psychische Auffälligkeiten nahezu verdoppelt. Die Liste der Symptome ist entsprechend lang: Gereiztheit, Schlafprobleme, Kopf- und Bauschmerzen, Hyperaktivität. Kinder machen sich in der Krise mehr Sorgen, sie haben Probleme, den Alltag zu meistern, und sie sind deutlich eingeschränkt.

Krisen sind ein Katalysator für Ungleichheiten

Der Ausfall des Schulbetriebes und die fehlende Kindertagesbetreuung waren zunächst vielleicht notwendig, bleiben aber nicht ohne Konsequenzen. Kindern fehlen Begegnungs- und Lernorte. Das Leben spielt sich vor allem im Zuhause ab, die sozialen Kontakte sind auf ein Minimum reduziert, Schulaufgaben müssen alleine bewältigt werden und es gibt kein Ventil, um sich einmal außerhalb der eigenen Familie Luft zu machen, zu entspannen und sich Gleichaltrigen, Betreuer*innen oder der Klassenlehrer*in anzuvertrauen. Kein Wunder also, dass Streitigkeiten in der Familie in der Corona-Pandemie zunehmen. Doch die Begrenzung der eigenen Lebenswelt auf den Kreis der Familie ist noch aus einem anderen Grund problematisch. Sie verschärft soziale Ungleichheiten und hängt diejenigen Kinder noch mehr ab, die auf Unterstützung und Förderung am meisten angewiesen sind. Denn auch das zeigt die COPSY-Studie: Besonders stark sind Kinder betroffen, deren Eltern über einen niedrigeren Bildungsabschluss verfügen, ein geringeres Einkommen oder einen Migrationshintergrund haben. Mit anderen Worten: Die Corona-Pandemie offenbart unverblümt und eindeutig, was auch schon vorher ein Problem war. Herkunft bestimmt maßgeblich, welche Chancen Kinder im Leben haben und welche Ressourcen sie ausschöpfen können, um Krisen zu bewältigen. In einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft darf das nicht sein! Was hilft also? Was können wir jetzt und in Zukunft tun, damit Kinder Krisensituationen gut meistern und gleichberechtigte Bildungs- und Teilhabechancen erhalten?

Mit Alltagskompetenzen direkt in der Schule wirken

Kinder brauchen gute Unterstützungssysteme, die auch in Krisen Bestand haben. Und Kinder müssen ganzheitlich gefördert werden – von Anfang an! Es sind Konzepte notwendig, die alle Kinder einbeziehen, langfristig angelegt sind und herkunftsbedingte Ungleichheiten ausgleichen können. Unser Bildungssystem spielt hier eine entscheidende Rolle. Bereits in der Grundschule eröffnen sich enorme Potentiale, um Kinder emotional zu stärken, sie gut auf das Leben vorzubereiten und damit zugleich präventiv zu wirken. „Bildung ist der Schlüssel, damit Kinder das Leben gut meistern können!, sagt Diana Bartl, Gründerin und Geschäftsführerin von WERTvoll macht Schule. „Das Leben ist bunt, hat Höhen und Tiefen und fühlt sich manchmal wie eine Achterbahn an. Ganz vermeiden lässt sich das nicht. Doch wie wir damit umgehen, können wir beeinflussen, und vor allem können wir es erlernen.“ Bildung formt und stärkt Persönlichkeiten und lässt uns mit Stress, Druck und Niederlagen umgehen. Bildung ermöglicht ein tolerantes und respektvolles Miteinander. Bildung bedeutet Teilhabe und Mitsprache. Bildung eröffnet Möglichkeiten. Zusammengefasst: Bildung ist wie ein Werkzeugkasten, aus dem Kinder ein Leben lang schöpfen können. „Genau deshalb setzen wir uns für die Förderung von Alltagskompetenzen an Grundschulen ein! Die Schule ist der ideale Ort, um diese Fähigkeiten zu erwerben, betont Bartl. „Alltagskompetenzen sind lebenspraktisch. Sie beinhalten eben auch Strategien, um mit schwierigen und stressigen Situationen, wie jetzt während der Corona-Pandemie, besser und entspannter umzugehen.“

Ganzheitliche Förderung von Anfang an

Nun bleibt die Frage, warum Kinder das alles schon in der Grundschule lernen sollten? Für Diana Bartl ist das klar: In der Grundschule haben wir die Möglichkeit, alle Kinder zu erreichen, und das frühzeitig. Viele Weichen stellen sich schon sehr früh im Leben und Versäumnisse lassen sich nur schwer im Nachhinein ausgleichen. Deshalb können wir im Prinzip gar nicht früh genug beginnen. Das Entscheidende ist, dass Kinder altersgerecht lernen und ihre Neugierde auf die Welt nicht verlieren.

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Statussymbole – Die Vergänglichkeit von Trends

Vom Luxus zum Unterstatement. Statussymbole sind in unserer Gesellschaft fest etabliert. Und so schmücken wir uns gerne mit den Dingen, die uns Anerkennung und Zugehörigkeit versprechen. Statussymbole sind eine Form der Demonstration, ein optisches Merkmal, das anderen einen Eindruck davon vermitteln soll, welchen Platz wir in der Gesellschaft einnehmen. Und nicht nur das! Mit Hilfe von Statussymbolen können wir ebenso vortäuschen, dass wir den Kriterien entsprechen und dazugehören. Solange wir die richtigen Symbole verwenden. Doch genauso, wie die Mode, unterliegen Statussymbole Veränderungen. Sie folgen Trends und so können wir beobachten, dass die Statussymbole von einst ihre Bedeutung verlieren und von einer neuen Generation abgelöst werden.

Inflation und Trends von Statussymbolen

Gerade am Beispiel der Mode zeigt sich die Vergänglichkeit von Statussymbolen. Ist es die Jeans einer besonderen Marke, die mir die Beliebtheit garantiert? Sind es die blinkenden Schuhe? Ist es das aus Naturbaumwolle hergestellte T-Shirt des neuen Ökö-Labels? Wer seine gesellschaftliche Zugehörigkeit gewährleisten möchte, muss folglich im Trend bleiben oder besser noch, wird zum Trendsetter, während die Masse versucht mitzuhalten.

Statussymbole und Sozialprestige

Statussymbole repräsentieren die unterschiedlichsten Eigenschaften. Dazu zählen, Reichtum, Macht, Bildung, Bekanntheit oder Beliebtheit. Welche Statussymbole wir wählen, ist abhängig davon, welche Wertschätzung wir einem bestimmten Status in der Gesellschaft beimessen, also was wir für erstrebenswert halten. Dies ist keinesfalls objektiv. Die Wahrnehmung verändert sich nicht nur über Raum und Zeit, sondern kann auch innerhalb einer Gesellschaft von Schicht zu Schicht oder Altersklassen variieren. So messen Großvater und Enkel wahrscheinlich nicht dem selben Status oder den gleichen Dingen große Wertschätzung bei. Und was dem einem die Mitgliedschaft im Golfclub ist, mag für den anderen der Besitz des neuesten Smartphones sein.

Von Zeptern und Stoffen

Im Unterschied zur modernen Gesellschaft, in der sich die meisten Statussymbole auf materielle Güter beschränken, waren Statussymbole früher nur dann überhaupt „erwerblich“, wenn man einem bestimmten Status bereits hatte. Dazu gehörten der Monarch und sein Zepter oder das Tragen eines Titels im Namen. Auch waren bestimmte Farben und Stoffe der Kleidung nur den oberen Schichten vorbehalten. Insofern ist der Zugang zu den meisten Statussymbolen heute deutlich einfacher. In der Regel lassen sich die meisten Statussymbole mit ausreichend Geld käuflich erwerben.

Klassiker der Statussymbole

In den letzten Jahrzehnten war es eben gerade das Geld, viel Geld, welches als Schlüsselelement für den Erwerb der „richtigen“ und begehrten Statussymbole galt. Statussymbole waren gleichgesetzt mit Luxusgütern: Teuer, auffällig, und im Zweifelsfall mit der nötigen Extraausstattung. Diamantenbesetzte Zeitmesser, Seidenschals eines Luxuslabels, Kroko-Handtasche mit passendem Reiseaccessoires, Yachten, Autos, Villen, Clubmitgliedschaften und vieles mehr – die Klassiker der Statussymbole zeigen vor allem, wer es sich leisten kann und wer nicht.

Gesund, nachhaltig und voller Technik

Mittlerweile können wir feststellen, dass hier ein Umdenken geschieht. Die neuen Statussymbole sind andere. Studien weisen beispielsweise darauf hin, wie sich die Bedürfnisse von Jugendlichen diesbezüglich geändert haben. Das Fahrrad hat so für manche mehr Symbolkraft, denn es repräsentiert, anders als die Limousine, einen Lebensstil, der umweltfreundlicher, nachhaltiger und gesundheitsbewusster ist. Die neuen Schlagwörter sind „Vintage“ und „recyclebar“. Für viele Konsumenten ist es nun wichtiger, dass eine Marke eine „Consciousness“, also ein Bewusstsein dafür besitzt, „fair“ und „clean“ zu produzieren, als Wohlstand zu repräsentieren. Daneben hat der Bereich Technik, die Digitalisierung, Vernetzung und der kompetente Umgang mit neuen Medien, einen besonders hohen Stellenwert. Damit verbunden, ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt. Sich seinen Arbeitsort aussuchen zu können oder einfach nur mehr Zeit zu haben, wird zum neuen Luxus und verdrängt den Besitz von klassischen Luxusgütern. Doch ist es wirklich so einfach?

Zukunft ohne Luxus?

In einem TV-Spot bewarb ein Automobilhersteller sein Produkt mit dem Slogan: „Das Statussymbol für alle, die kein Statussymbol brauchen!“ In gewisser Weise trifft dies auf die neue Generation von Statussymbolen zu. Sie sind dezenter geworden und tragen nicht mehr so auf, wie die funkelnden Klassiker der Statussymbole. Sie folgen einem Understatement, bei dem der Inhalt wichtiger wird, als der äußere Schein. Reichtum ist nicht mehr die oberste Maxime, sondern ein achtsamer und bewusster Lifestyle. Wenn wir genauer hinsehen, ist auch dies mitunter ein teures Unterfangen. Denn wer mit Tablet, Smartphone und Bioprodukten seinen Status entsprechend aussagekräftig symbolisieren möchte, muss es sich durchaus etwas kosten lassen. Es ist also fragwürdig, ob wir uns vom Luxus tatsächlich verabschiedet haben.

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Integration von Flüchtlingskindern in der Grundschule

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Ein Interview mit Erziehungsexperte Jan-Uwe Rogge: Wertearbeit, das Vermitteln eines stabilen Wertesystems, ist eine zentrale, ganz wichtige Aufgabe der Grundschulen. Alle Kinder werden in der Regel gemeinsam beschult, ungeachtet ihrer Fähigkeit, Herkunft, oder ethnischem Hintergrund. Hier kann Schule noch am ehesten integrativ wirken. Eine zunehmende Diversität von Schülern bringt neue Herausforderungen für Schulen und Lehrer – gerade auch vor dem Hintergrund aktueller Zuwanderungsströme von Flüchtlingen.

Unterschiedliche Herkunftsländer und damit verschiedene Kulturkreise und gesellschaftliche Wertesysteme sind nicht neu an Deutschlands Schulen, jedoch in ihrer aktuellen Dimension schon. Fehlende und mangelnde Sprachkenntnisse sind nur ein Problem, das zunehmender Aufmerksamkeit in der Schule bedarf. „Hinzu kommt, dass mit steigendem Zugang von Flüchtlingskindern vermehrt unterschiedliche gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse aufeinandertreffen. Inwiefern ändert sich also durch den Zugang vieler Flüchtlingskinder für die Lehrkräfte in den Grundschulen ihre Arbeit? Welche Auswirkung haben Sprachbarrieren? Was passiert, wenn verschiedene Wertesysteme aufeinandertreffen? Darüber haben wir mit dem Erziehungsexperten Dr. Jan-Uwe Rogge gesprochen.

Lehrkräfte sind im Hinblick auf Werte wichtige Vorbilder

Werte werden nicht zuvorderst durch Sprache vermittelt, betont Jan-Uwe Rogge, sondern müssen vielmehr vorgelebt werden: „Es geht darum, dass wir für uns gültige Werte den Kindern vorleben und so vermitteln. Ganz wichtige Werte sind etwa Wertschätzung und Achtsamkeit.“ Den Lehrerinnen und Lehrern komme dabei eine Vorbildfunktion zu, denn „sie sind für ein wertschätzendes Klima in der Klasse verantwortlich. Dazu gehört, sich gegenseitig zuzuhören, aufeinander einzugehen und sich gegenseitig zu respektieren“. Die Persönlichkeit der Erziehenden oder des Erziehenden spielt dabei eine ganz wichtige Rolle, denn sie ist schon im Kindergarten, aber ebenso in der Grundschule ein ganz wichtiges Vorbild und eine entscheidende Bezugsperson für die Kinder.

Auf kulturübergreifenden Werten aufbauen

Dass nun die Flüchtlingskinder zum Teil ohne alles hierher gekommen sind und einen anderen kulturellen Hintergrund haben, heißt indes nicht, dass ihr Wertesystem ein ganz anderes ist. Es gibt übernationale Werte, die kulturübergreifend zentral sind, sagt Jan-Uwe Rogge: „Wertschätzung und Achtsamkeit gelten beispielsweise in Afghanistan ebenso wie in Syrien. Diese Werte halte ich für absolut wichtig. Ich achte dich, und ich erwarte, dass du mich achtest. Ich schätze dich wert, und ich möchte von dir wertgeschätzt werden.“

Natürlich gibt es nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern auch Unterschiede. Abweichende gesellschaftliche Normen und Vorstellungen über Rollenbilder sind hierfür ein Beispiel. Grundsätzlich müsse dabei nicht befürchtet werden, dass sich durch eine solche Diskrepanz ein problematischer Zwiespalt für die Kinder ergibt, meint der Erziehungsexperte: „Kinder können mit Unterschiedlichkeiten durchaus umgehen. Das ist kein zentrales Problem, denn sie erleben das überall – etwa, dass sie von den Eltern anders angenommen werden als von den Großeltern. Vielmehr erfordert es von den Lehrern ein gewisses Bemühen.“ Auch Schule sei ein Ort, an dem Werte vermittelt und vorgelebt werden. Unterschiedlichkeit sei zudem nicht zuvorderst eine Frage des Herkunftslandes, betont Jan-Uwe Rogge, denn „deutsche Kinder, die aus einer Familie kommen, in der es sehr machtorientiert zugeht, erfahren ebenfalls eine Diskrepanz, wenn sie in der Schule Wertschätzung und Achtsamkeit kennenlernen.“

Die Bedeutung von Gelderziehung in der Grundschule

Zu den Werten, die Kindern in der Grundschule vermittelt werden müssen, gehört auch das Geld. Dies erachtet auch Jan-Uwe Rogge für wichtig: „Denn der Umgang mit Geld bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen.“ Geld ist ein greifbarer Wert und ein Wertesymbol. Es bestimmt den Wert einer Sache oder einer Leistung. Im Gegensatz zu anderen Werten wie Achtsamkeit und Respekt, können wir es sehen und anfassen. Frühzeitig den richtigen Umgang mit Geld zu lernen, zu üben, damit zu planen und es einzuteilen, ist ein wichtiger Aspekt in der Erziehung von Grundschulkindern. Dazu gehört auch Kindern zu vermitteln, wie sie sich in der Konsumgesellschaft zurechtfinden und frei von Markendruck ihre Entscheidungen treffen können. Gerade für die Kinder von Geflüchteten ist dies ein sensibles Thema, das schnell zu Ausgrenzung führen kann, wird es nicht in der Schule aufgegriffen.

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Aktuelle Brisanz durch den Zuzug vieler Flüchtlinge

fotolia_39622000_xsIn Zusammenhang mit der Werte- und Finanzbildung ist der aktuelle Zugang von Flüchtlingskindern an Grundschulen ein Thema, das Diana Bartl besonders am Herzen liegt.

„Flüchtlingskinder haben es besonders schwer. Neu angekommen müssen sie sich in diesem fremden Land erst zurechtfinden. Oft haben sie Schreckliches in ihrer Heimat oder auch auf der Flucht erlebt, das erst noch verarbeitet werden muss. Wir dürfen diese Kinder nicht alleine lassen. Es ist wichtig, dass wir sie auf ihrem Weg begleiten und unterstützen. Für eine erfolgreiche Integration ist dies unerlässlich. Schule kann hier effektiv einwirken.“ sagt Bartl. Mit Hilfe des Unterrichtsprogramms von WERTvoll macht Schule lernen Kinder nicht nur etwas über den Umgang mit Geld. Lehrer und Klasse besprechen im Laufe des Projekts vielerlei Themen gemeinsam. Kritisches Hinterfragen und das Reflektieren über unterschiedliche Wertevorstellungen sind dabei erwünscht. In der Vermittlung der Wertekompetenzen kommt es darauf an, Kinder in ihren Fähigkeiten zu bestärken, ihnen Selbstvertrauen zu vermitteln. Gleichzeitig lernen sie, dass gegenseitiger Respekt und Wertschätzung die Grundlage für ein gutes Miteinander sind. Kinder sollen ihren eigenen Weg finden. Konflikte und Uneinigkeiten gehören in diesem Prozess selbstverständlich dazu. Wichtig ist dabei nur, dass sie offen angesprochen und diskutiert werden.

 

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